Über 57,7 Kilometer verbindet der Ötztal Radweg die Gemeinden des längsten Tiroler Seitentals für Zweiradfans abseits des Straßenverkehrs. Pro Saison frequentieren bis zu 150.000 RadfahrerInnen die Route.
Die Mission eines durchgängigen Radwegs vom Inntal bis ins hintere Ötztal hat sich 2022 erfüllt. Nachdem sich abschließende Arbeiten im Vorjahr pandemiebedingt verzögert hatten, konnte der Abschnitt im Bereich Bruggen bis Huben (Längenfeld) rechtzeitig zur diesjährigen Bikesaison verlegt und asphaltiert werden. Bislang investierten die beteiligten Partner (Ötztal Tourismus, Land Tirol, Ötztaler Gemeinden) knapp 7 Millionen Euro. Vor allem die umfangreiche Unterstützung durch Landesmittel mit einer Förderquote von 50 Prozent ermöglichten den Traum vom Ötztal Radweg. „Das Ötztal setzt seit vielen Jahren auf das Thema Rad und ist Vorreiter im Ausbau der Radinfrastruktur und in den begleitenden Angeboten“, gratuliert LHStv Josef Geisler zu einem weiteren Etappensieg beim Ötztal Radweg. Mittlerweile ist jeder vierte Tiroler Gast mit dem Rad unterwegs; Tendenz steigend. „Der Ötztal Radweg gepaart mit dem Hunderte Kilometer umfassenden Angebot an Mountainbike-Routen sowie dem Ötztaler Radmarathon machen das Ötztal zu einer führenden Destination im Radland Tirol“, verweist Geisler auf die Angebote für Radwanderer, Bergradler und Rennradfahrer. „Der Ötztal Radweg erschließt das gesamte Sport- und Freizeitangebot des Ötztals für Einheimische und Gäste mittels umweltfreundlicher Mobilität. Per Rad sind Attraktionen wie Schwimmbäder, Klettergärten oder Sommerbergbahnen ganz einfach erreichbar. Besonders die hohe Akzeptanz bei den Einheimischen freut mich. Denn sie sind Vorbilder für unsere Gäste, das Auto stehen zu lassen und die Region per Zweirad zu erkunden“, so Oliver Schwarz, Direktor von Ötztal Tourismus.
Gefragtes Angebot im Ötztal
Mehrere Zählstellen an verschiedenen Standorten entlang des Ötztal Radwegs erheben die Frequenz an RadfahrerInnen. An Spitzentagen bewegen sich bis zu 2.000 BikerInnen aller Generationen auf der gesamten Strecke oder Abschnitten davon. In der Saison 2021 wurden 150.000 RadfahrerInnen gezählt. Ein Push-Faktor für diesen Boom ist der Trend zu E-Bikes. „Knapp 90 Prozent der SportlerInnen sind bereits damit unterwegs. Dadurch nutzen auch extrem viele Familien mit Radanhängern das Angebot“, erläutert Leopold Holzknecht, Bike-Verantwortlicher bei Ötztal Tourismus.
Ganzheitlich angelegt
450 Bodenmarkierungen und 350 Tafeln basierend auf dem Leitsystem des Land Tirols weisen den RadfahrerInnen den Weg. Darüber hinaus profitieren diese von durchdachten Lösungen in Sachen Service-Design. So ist der Boom bei den Zweiradfans fest in der Ötztaler Mobilitätsstrategie verankert. Alle Busse auf der im Halbstundentakt verkehrenden Hauptverkehrslinie sind in der Hochsaison mit Radanhängern ausgestattet. Der Biketransport ist kostenlos. Dies garantiert ein komfortables Weiterkommen zwischen den einzelnen Abschnitten. Mittels Smartphone-App lässt sich vorab checken, ob das eigene Bike im nächsten Bus noch Platz findet. Den Batteriehunger der E-Bikes stillen drei Ladestationen an der Strecke. Neu zur Saison 2022 sind Ladepunkte im Ötztal-Design. Diese werden an Frequenzpunkten wie der neuen Information von Ötztal Tourismus in Längenfeld errichtet bzw. von heimischen Gastwirten zur Verfügung gestellt. Sämtliche Lademöglichkeiten sind für KundInnen in den digitalen Kanälen von Ötztal Tourismus ersichtlich und werden auch ausgeschildert.
Bauliche Herausforderungen im Ötztal
In der Planungsphase stand man vor der Herausforderung, gefährliche Kreuzungen mit der Landesstraße B186 mittels Über- oder Unterführungen zu entschärfen, eine durchgehende Mindestbreite von 2,5 Metern zu erreichen und starke Steigungen und Gefälle abzubauen. Insbesondere die topographischen Gegebenheiten des Ötztals verlangten den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen ab. Als Paradebeispiel dafür gilt der Abschnitt zwischen Längenfeld und Umhausen. An der engsten Stelle im Tal musste der Radweg so angelegt werden, dass sowohl die Straße als auch die Ötztaler Ache mehrmals für RadfahrerInnen über- bzw. unterfahrbar gemacht wurden. Allein die Kosten dafür mit Unterführung und zwei Brücken – davon eine 65 m lange Bogenbrücke – betrugen 2,96 Millionen Euro. „Alle technisch herausfordernde Passagen – und derer gab es beim Ötztal Radweg einige – wurden baulich bestens gelöst. Als Fachabteilung und Förderstelle haben wir die Bauherren nach Kräften unterstützt“, unterstreicht Landesbaudirektor Christian Molzer. „Mit der Routing Plattform radrouting.tirol und der dazugehörigen radapp tirol weisen wir Einheimischen und Gästen im Tal und am Berg zudem den richtigen Radweg.“