Die Tourismusregion Oberbayern München hat den zweiten Corona-Winter hinter sich. War die Verunsicherung bei den Gästen durch wechselnde Regelungen und das Auftreten der Omikron-Variante anfangs noch groß, nahm im Verlauf der Wintersaison die Zahl der Gäste wieder zu.
Die Übernachtungszahlen lagen im Dezember und Januar um die Hälfte niedriger als im Vergleichszeitraum vor zwei Jahren und Corona hat weiter zu Rückgängen vor allem in den Städten geführt. Doch die oberbayerischen Tourismusregionen melden eine positive Entwicklung zum Ende des Winters und sehen dem Sommer optimistisch entgegen; zahlreiche Unterkünfte, vor allem Ferienwohnungen, sind bereits nahezu ausgebucht. Viele Regionen hoffen auf ein „Stück Normalität“ trotz oder gerade wegen aller Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen z.B. auf Energiepreise und Inflation.
Positiver Trend bei den Übernachtungen
Die oberbayerischen Regionen konnten im Dezember 2021 und Januar 2022 das Niveau des gleichen Zeitraumes vor Corona (2019/2020) noch nicht wieder erreichen. In ganz Oberbayern verzeichneten die Betriebe mit mehr als 9 Betten im Dezember 2021 und Januar 2022 zusammen 2,95 Mio. Übernachtungen. Dies entspricht einem Rückgang von 49,6% im Vergleich zum gleichen Zeitraum vor zwei Jahren. Davon entfielen 1,42 Mio. auf den Dezember (ein Rückgang von 53,5%) und 1,53 Mio. auf den Januar (hier liegt der Wert mit -45,3% schon deutlich niedriger als im Vormonat). Dabei unterscheidet sich die Entwicklung in den Teilregionen Oberbayerns deutlich: Während München im Dezember und Januar 61,0% weniger Übernachtungen meldete, waren die Rückgänge in der Zugspitz-Region mit -18,9% deutlich geringer. Zwar liegen die offiziellen Zahlen derzeit nur bis einschließlich Januar vor, die Tourismusorganisationen vor Ort bestätigen aber die positive Entwicklung. Gerade in den Skiregionen merkte man einen deutlichen Anstieg.
Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V., zeigt sich zuversichtlich: „Die oberbayerischen Destinationen blicken auf eine gut gebuchte Wintersaison zurück – auch aufgrund unseres Engagements für eine 2G-Regelung bei den bayerischen Skiliften. Während die Buchungstätigkeit für den Sommer 2022 gut anläuft, erholt sich auch in der Landeshauptstadt München die Nachfrage.“ Der TOM e.V. freut sich darüber, dass die Reisebereitschaft im Vergleich zu 2021 steigt und dass Urlaub im eigenen Land auch weiterhin stark im Trend liegt. Davon wird Oberbayern auch im Reisejahr 2022 profitieren. Sowohl der Städtetourismus als auch die ländlichen Regionen (Leisure-Bereich) ziehen mit Blick auf die Frühjahrs- und Sommersaison weiterhin an. Kaum abzusehen ist allerdings, wie sich der Ukraine-Krieg auf das gesamte touristische Geschehen auswirken wird. Oswald Pehel ergänzt daher: „Unser Blick richtet sich vor allem auf die Kriegssituation in der Ukraine – Tourismus braucht Verlässlichkeit, Menschlichkeit und Sicherheit. Daher wünschen wir uns vor allem Frieden im europäischen Nachbarland – in erster Linie aus humanitärer Sicht, aber letztendlich auch für den Tourismus.“
München hofft auf Belebung
Gerade für die Tourismusdestination München bleibt die Lage herausfordernd. In der Landeshauptstadt war nach einer Erholung der Zahlen im Sommer 2021 ab der zweiten Novemberhälfte wieder ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, auch der Januar 2022 verlief verhalten. Seit Februar 2022 allerdings steigt die Zimmerauslastung wieder etwas an. Die weitere Entwicklung der pandemischen Situation ist schwer voraussehbar. Dennoch stellt München Tourismus die vorsichtige Prognose, dass im Jahr 2022 das touristische Geschehen deutlich früher Fahrt aufnehmen wird als 2021 und eine Belebung sowohl in der Tourismus- als auch in der Kongresswirtschaft erfolgen wird. Dabei wird sich der Leisure-Bereich schneller erholen als der Geschäftsreise-Tourismus.
Deutliche Verbesserungen in den Skigebieten
Die Übernachtungszahlen in den Ski- und Langlaufregionen liegen teilweise deutlich über dem Landesdurchschnitt. Dank der kalten Witterung in den Wintermonaten gab es ideale Bedingungen für Wintersportler, die wechselnden Corona-Richtlinien führten aber zunächst zu großer Verunsicherung bei den Gästen. Hier konnte der TOM e.V. mit seinem Einsatz für eine 2G-Regelung bei den Skiliften einen wichtigen Beitrag zur Planungssicherheit leisten. In der Zugspitz-Region lagen die Übernachtungszahlen in den Monaten Dezember 2021 und Januar 2022 nur noch um 18,9% unter den Werten vor der Pandemie, dabei geht der Trend auch hier deutlich nach oben (Dezember -23,3%, Januar -14,9%).
Dieser Trend gilt auch für die Alpenregion Tegernsee-Schliersee (-35,3%/-24,6%) und das Berchtesgadener Land (-52,7%/-29,2%). Diese Regionmeldet eine deutliche Verbesserung der Buchungslage zum Ende des Winters hin und blickt wie viele andere Regionen in Oberbayern dank der vielen Anfragen und Buchungen für Frühling und Sommer mit Zuversicht und Optimismus in die kommende Sommersaison. Hier hofft man, bald wieder an die Zahlen von 2019 anknüpfen zu können, wobei die weitere Buchungslage stark von der weiteren Entwicklung des Kriegsgeschehens in der Ukraine abhänge. Sollten die Spritpreise weiter steigen, könne es auch sein, dass kurzfristige Wochenendurlaube wegfallen und dafür längere Zeiträume gebucht werden.
In der Alpenregion rechnet man damit, dass wieder vermehrt Gäste aus den deutschen Bundesländern kommen. Die Gäste aus Übersee werden wohl ausbleiben. Auch Bad Reichenhall meldet eine verhältnismäßig gute Wintersaison 2021/22, vor allem Weihnachten war sehr gut gebucht. Das Interesse an Urlaub, Erholung, Kur steigt. Hier ist die Stimmung aufgrund des starken Buchungszuwachses im Vergleich zum letzten Sommer ebenfalls durchwegs positiv. Vor allem von Stammgästen wird wieder früher gebucht statt kurzfristig. Die Touristiker hoffen auf ein Stück mehr Normalität. Die Region Starnberg/Ammersee berichtet von einer immer noch sehr verhaltenen Nachfrage im Bereich MICE und Geschäftsreiseverkehr. Auf der anderen Seite buchen die Gäste wieder früher, die Nachfrage nach Ferienwohnungen wird immer größer, viele Unterkünfte sind schon ausgebucht. Hier geht man davon aus, dass die Sommersaison 2022 mindestens so stark wird wie 2021, auch im MICE-Bereich wird die Nachfrage stärker, wenn auch mit kleineren Gruppen.
Tourismusstandort Oberbayern gut gewappnet
Die Tourismusorganisationen in Oberbayern haben viel aus den letzten zwei Jahren gelernt und die Herausforderungen mit großem Engagement und Kreativität so gut es geht gemeistert. Manche Regionen, etwa Bad Tölz, setzen vermehrt auf Outdoor-Angebote, nicht nur im Bereich Freizeitsport, sondern auch im Bereich Kultur. Mit sogenannten Pop-up-Konzerten können die Touristiker vor Ort kurzfristig auf die jeweiligen Gegebenheiten reagieren. „Insgesamt gewinnt die touristische Kooperation auf Oberbayern-Ebene immer mehr an Bedeutung. Die Vernetzung von Stadt und Land, das Thema Besucherlenkung in allen Facetten, die Digitalisierung oder der Erhalt von Privatvermieterstrukturen können nur gemeinsam angegangen und gelöst werden. Die Bewältigung der Corona-Krise und vor allem auch der Ukraine-Krise mit allen Auswirkungen wird noch Zeit benötigen, grundsätzlich sieht sich der Tourismusstandort Oberbayern aber gut gewappnet für eine sichere und erfolgreiche Zukunft“, zieht Oswald Pehel Bilanz.