Eng und beklemmend und zugleich weit und frei. Diese Widersprüche vereint das 40 Kilometer lange Pitztal. Genauso wie das Tal, zeigen sich auch seine Bewohner hart, aber herzlich. Wer hier aufwächst, hat starke Wurzeln. Das gilt sowohl für die Natur als auch für die Menschen. Einer der bekanntesten Bewohner ist der ehemalige Skistar Benjamin Raich, der auf seinem Hausberg, dem Hochzeiger, den Grundstein für seine beiden Olympiasiege legte. Das Pitztal gehört zu den niederschlagärmsten Gebieten Tirols, es wird auch als das „österreichische Meran“ bezeichnet: Die Sommer sind heiß und trocken, die Winter kalt und eisig. Diese rauen Umstände haben wohl auch die Einheimischen beeinflusst, die sich selbst wie das Tal als „hart, aber herzlich“ bezeichnen.
Heimat eines Doppel-Olympiasiegers
Einer der knapp 7.500 Bewohner ist der ehemalige Skistar Benjamin Raich. Am Hochzeiger, seinem Hausberg, legte er den Grundstein für seine zwei Olympiasiege. Nach seinem Karriereende hat er wieder mehr Zeit für Familie, Freunde – und Pflichten. Dazu gehören die Forstwirtschaft, aber auch alltägliche Arbeiten wie das Brotbacken im Holzofen seiner Eltern. „Früher war das eigentlich normal auf dem Berg, da hat’s nicht wirklich einen Bäcker gegeben und runtergekommen ist man auch nicht so oft“, sagt Benni Raich, der versucht, die gelebten Werte seiner Heimat an seine Kinder weiterzugeben.
Zirbenreich
Gleich oberhalb des Elternhauses von Benjamin Raich befindet sich der größte zusammenhängende Zirbenwald Nordtirols. Sepp Reinstadler hat sein Leben der „Königin der Alpen“ verschrieben: In seinem Sägewerk verarbeitet er das selbst gefällte Holz und produziert sein eigenes Zirbenöl.
Zirbenholz ist auch das Lieblingsmaterial von Hirte und Almwirt Klaus Schrott. Im Winter ist er meist in seiner kleinen Werkstatt anzutreffen, wo er seine Zirbenkunstwerke schnitzt, darunter auch der größte Zirbenadler der Welt.
Unterirdischer Milchfluss
Vorbei an seiner Werkstatt liegt eine ganz besondere Leitung unter der Erde, nämlich eine für Milch. In den 70er-Jahren haben die Bauern eine Pipeline von der Tanzalm bis zur Mühle in Jerzens verlegt. Bis heute wird so die Kuhmilch ins Tal hinunterbefördert.
Während die steilen Bergflanken die Land- und Viehwirtschaft deutlich schwieriger gestalten als anderswo, sind diese gleichzeitig ein Paradies für Kletterer, Bergsteiger und Freerider. Aus der ganzen Welt kommen die Sportler angereist, um ihre Schwünge hier durch den Schnee zu ziehen. Und über all dem thront die Wildspitze, der zweithöchste Berg Österreichs, der ein beliebtes Ausflugsziel für Skitourengeher ist. Wer die 3.768 Meter erklommen hat, wird mit einer elf Kilometer langen Abfahrt durch unberührtes Terrain belohnt. Für die Bergführer Raphael, Heli und Phillip Eiter ist er auch noch nach unzähligen Begehungen einer der schönsten Gipfel des Tals – wenn nicht sogar der Welt.
ServusTV – „Heimatleuchten: Das Pitztal – Hart aber herzlich“ am Freitag, 4.12., ab 20:15 Uhr