Die beiden Bergexperten Ulf Streubel und Matthias Schopp sind wann immer es geht in den Alpen unterwegs. Ihr Wissen geben sie gern in Form von Büchern weiter. Ihre Tour auf den Siplingerkopf teilen sie hier mit uns.
Der Siplingerkopf ist sommers wie winters das beliebteste Ziel über dem Balderschwanger Tal. Man kann ihn aber auch von Norden, aus dem Gunzesrieder Tal, im Rahmen einer Tagestour angehen und ohne allzu viel Zusatzaufwand mit weiteren Bergen, etwa dem Heidenkopf oder zusätzlich dem Girenkopf, kombinieren. Auf ein direktes Überklettern der brüchigen, teils mit jäh abbrechenden Nagelfluhfelsen dekorierten Verbindungsgrate sollte allerdings tunlichst verzichtet werden.
Unsere heutige Hauptroute sieht zwar nur die Besteigung des Siplingerkopfs vor. Auch dies ist jedoch eine überaus lohnende Tour. Die spektakulären Felsformationen mit der Siplinger Nadel als absolutem Highlight lassen sich dabei vom Wanderweg aus nächster Nähe erleben.
Eckdaten der Tour
Ausgangspunkt: Parkplatz Autalweg (Gemeinde Blaichach), 1038 m, gebührenpflichtige Mautstraße.
ÖPNV: Nein. Bus, Linie 20 (Sonthofen–Blaichach-Gunzesried), nur bis Endhaltestelle »Gunzesried-Säge«.
Anforderungen: Meist Wanderpfade, die teilweise steil und etwas ausgesetzt sind, bei Nässe schmierig, Gipfelbereich durch zahlreiche Holzstufen entschärft. Insgesamt oft T2, auch T3.
Einkehrmöglichkeit: Keine.
Variante: Vom Siplingerkopf (WP 4) können wir auf einem ausgeschilderten Pfad noch den Heidenkopf (1.15 Std. für Hin- und Rückweg) und den Girenkopf (2.00 Std. für Hin- und Rückweg) anhängen, Schwierigkeit rot, T3–4.
Es geht los
Vom Parkplatz Autalweg, 1038 m überqueren wir zunächst auf der Brücke den Aubach und biegen beim Wegweiser rechts ab, um dem Fluss an seinem südlichen Ufer für einige Meter zu folgen. Die Pfadspur leitet im Bogen bergan, überquert einen Seitenarm des Aubachs und führt schließlich zunehmend steiler in den Wald. Hier finden wir etliche ausladende Serpentinen, die uns unter mehr und mehr auftauchenden Nagelfluhwänden in angenehmer Steigung bergan führen, jedoch auch passagenweise steil abgekürzt werden können. Auf ca. 1400 m treffen wir auf einen Alpweg, der rechts zur Unteren Siplingeralpe leiten würde.
Geradeaus führt der schwach mit roten Punkten markierte Pfad weiter zur verfallenen Oberen Siplingeralpe, 1470 m. Von den Alpweiden wirken die gegen den blauen Allgäuer Himmel abgesetzten, nadelartigen Nagelfluhfelsen besonders markant. Der Wanderpfad schraubt sich in der Folge zur Gratscharte vor der kreuzgeschmückten Siplinger Nadel, empor, die jedoch nur von erfahrenen Alpinkletterern mit entsprechender Ausrüstung zu ersteigen ist.
Der Gipfelgang zu unserem Hauptziel erfolgt auf dessen Nordgrat. Ein attraktiver Pfad, der mit etwas mühselig zu begehenden Holzstufen technisch entschärft wurde, bringt uns schließlich auf den höchsten Punkt des Siplingerkopfs, 1746 m. Die Aussicht wird von der nördlich aufragenden Nagelfluhkette mit Hochgrat und Rindalphorn sowie den typischen Allgäuer Flyschbergen mit Hörnergruppe und Riedberger Horn dominiert.
Der Abstieg erfolgt über den Ostgrat, der nach dem obersten flachen Stück im Mittelteil ein wenig aufsteilt, sodass man hier und da besonders konzentriert zu Werke gehen sollte. Schließlich gelangen wir wieder moderat hinab in den weiten Sattel, der den Siplingerkopf vom Tennenmooskopf trennt. Linksseitig steigen wir über einige Metalltritte hinunter ins Kraut und folgen der teils schmierigen Pfadspur abwärts. Bei einer Alphütte verliert sich diese in einer beträchtlichen Anzahl von Viehgangeln, was gelegentlich zu Orientierungsschwierigkeiten führen kann. Idealerweise steigt man unmittelbar nach der Hütte schräg links die Wiese hinab und sollte nach etwa 100 m wieder eine deutliche Pfadspur vorfinden, über die wir weiter zur Hirschgundalpe, 1315 m, absteigen. Der letzte Abschnitt erfolgt auf einem breiten Alpweg in einigen Serpentinen hinab zum Parkplatz.
Siplinger Nadel
Wenn man über die Siplinger Nadel am Siplingerkopf redet, müsste man korrekterweise im Plural sprechen, sind es doch gleich mehrere Nadeln, die über den Siplingeralpen senkrecht aufragen. Diese sind zumeist schwer zugänglich und daher für eine Besteigung ungeeignet. Eine Ausnahme macht diejenige Nadel mit Kreuz und Gipfelbuch, die unmittelbar am Wanderweg liegt. Wenngleich der höchste Punkt des Felsens eine Höhe von 1580 m aufweist, zählt er aufgrund der geringen Schartenhöhe von nur 15 m nicht als selbstständiger Gipfel. Selbst auf den Standardrouten muss man sich auf brüchiges Konglomeratgestein einstellen, welches mindestens im V. Grad zu erklettern ist. Daher ist die Siplinger Nadel nicht nur eines der anspruchsvollsten Allgäuer Ziele, sondern obendrein eines der am seltensten bestiegenen.
Diese Tour ist ein Auszug aus dem Buch:
Über die Autoren
Ulf Streubel, Jahrgang 1970, lebt schon lange Jahre in Baden-Württemberg und hat zahlreiche Hochtouren in den Schweizer Alpen erforscht. Die Allgäuer Alpen gehören zum (Sport-) Leben des Juristen genauso dazu wie das Verfassen von Sachbüchern über diese Erlebnisse und Touren, zusammen mit seinem langjährigen Freund Matthias Schopp.
Matthias Schopp, Jahrgang 1982, ist seit 25 Jahren ausgemachter Bergsportler. Ob wandern, bergsteigen oder skifahren, nichts ist dem Gymnasial-Lehrer fremd. Er stand bereits auf 30 Viertausendern und ist so wie möglich in den Bergen unterwegs.
Buchinfos
Taschenbuch, kartoniert, aus dem Rother Bergverlag
1. Auflage 2020
216 Seiten mit 172 Farbabbildungen
40 Wanderkärtchen im Maßstab 1:50.000, 40 Höhenprofile, zwei Übersichtskarten, GPS-Daten zum Download, Format 12,5 x 20 cm
EAN 9783763332694
ISBN 978-3-7633-3269-4
Preis: 18,90 Euro [D] • 19,50 Euro [A] • 26,90 SFr
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