Corona ist ein doofes und relativ gefährliches Virus. Das ist vollkommen in Ordnung, das so zu sehen. Es ist tödlicher als die Grippe aber nicht so tödlich wie zum Beispiel Ebola.
So ist es also auch durchaus legitim, Risikogebiete auszuweisen, wie das Robert-Koch-Institut das gestern für das Bundesland Tirol in Österreich getan hat. Aber stimmt das in diesem Fall denn tatsächlich auch? Ist das ganze Bundesland als Risikogebiet zu bezeichnen? Oder machen wir uns einfach mal wieder nicht genügend Mühe ins Detail zu sehen?
Genau so ist es nämlich. Fast die Hälfte aller Einwohner in Tirol wohnen in Innsbruck. Und genau aus dieser Region kommen auch die derzeit meisten Fälle. Innsbruck Stadt: 189 aktuelle Fälle, Innsbruck–Land: 114 Fälle und Bezirk Schwaz 97 Fälle.
Wenn man sich zusätzlich noch auf die Ebene der Gemeinden begibt (siehe auch Titelbild), was sich in Flächenregionen immer anbietet, kommt eine kleine Corona-Achse von Corona-Gemeinden zum Vorschein, die nun ein ganzes Bundesland für den Tourismus sperren. Genau genommen ist eigentlich nur in Innsbruck von einem Hotspot zu reden.
So sollten wir nicht weiter verfahren, denn wir bestrafen eine Menge „unschuldiger“ Tourismusbetriebe, die nur zufällig in einer politischen Region Tirol liegen. Im Außerfern zum Beispiel (Bezirk Reutte) ist in Sachen Corona nix los. Wahrscheinlich sogar weniger als in den meisten deutschen Gemeinden. Aber die sperren jetzt ab.
Herzlichen Glückwunsch. Nach mehr als einem halben Jahr erwarte ich mir von der Politik deutlich mehr Einfühlungsvermögen, damit unsere Welt nach Corona noch ein bisschen von derjenigen hatte, die wir vor Corona eigentlich ganz lieb gewonnen haben.
Christian Schön
Hier geht es übrigens zum Corona-Dashboard des Landes Tirol.