Nach dem Lockdown erfuhr das Allgäu einen Besucherstrom sondergleichen. Die begehrten Sehenswürdigkeiten waren überfüllt wie selten. Das führte zu teils chaotischen Zuständen, wild parken, wild zelten, Müll und Lärm.
Anwohner und auch die Urlauber selbst waren überfordert und genervt. Anlass genug für einige Projektpartner, sich an die Planung für den nächsten Sommer zu begeben – und ein besseres Konzept auszuarbeiten.
Klaus Holetschek, MdL ist das Thema besonders wichtig. „Wir müssen jetzt loslegen und den Mut haben, Dinge zu testen und noch nicht alles bis ins letzte Detail festzulegen“, betont er.
Besucherlenkung und Parkplätze
In Gesprächsrunden mit dem Fraunhofer Institut (IML), sowie mit der Hochschule Kempten, Prof. Dr. Alfred Bauer, Leiter des Neuen Bayerischen Zentrums für Tourismus e.V., sowie mit Bürgermeister/innen und Touristiker/innen im Allgäu wurden über den Sommer Projektvorschläge entwickelt. Deutlich wurde dabei, dass die Besucherlenkung für den Tagestourismus mit dem Schwerpunkt Parkplätze eine besondere Aktualität und Brisanz hat.
Einig sei man sich, dass es nur gemeinsame Lösungen geben könne. „Die Steuerung des Individualverkehrs“ ist eine Möglichkeit, zudem ein System, welches in Echtzeit und unter Einbeziehung des ÖPNV und SPNV die Parkmöglichkeiten oder -alternativen anzeigt. Zusammenfassend kann hier der Begriff gelten, es geht um ein „umweltsensitives Routing“.
Die Geschäftsführung der Allgäu GmbH hat bei der Sitzung einen Vorschlag vorgelegt, der ein zweistufiges Vorgehen vorsieht:
1) Analyse verkehrlicher Hotspots, Konzeptionierung und Ausschreibung eines digitalen Parkraummanagementsystems für die betroffenen Gebiete als Sofortmaßnahme
2) Verkehrsträgerübergreifende Analyse der Situation im gesamten Allgäu, Entwicklung eines Leitbildes für die Mobilität im Allgäu und darauf abgestimmte Maßnahmen zur Verkehrssteuerung (integriertes Mobilitätskonzept)
Die nächsten Schritte
Nun geht es direkt an die Umsetzung. Die nächsten Schritte beinhalten die Konzeptionierung eines digitalen Parkraum-Management-Systems, über welches die Kommunen in der konreten Umsetzung entscheiden. Dazu gehören ebenso Messeungen des Tagesbesucherverkehrs.
Der verhandelte Zeitrahmen sieht die Antragstellung und Ausschreibung bis Jahresende 2020 vor, Projektbeginn ist im Januar 2021. Die Umsetzung erfolgt in 2021 und 2022.
Der ADAC-Südbayern unterstützt mit seinem Geschäftsführer Christoph Walter das Vorhaben.
Die Aufsichtsratsvorsitzende der Allgäu GmbH, Maria Rita Zinnecker, betonte, das Thema Mobilität habe Priorität, um sowohl Einheimischen als auch Gästen gleichermaßen Wohn-, Arbeits- und Urlaubsqualität zu garantieren. Auch darf es keine Gäste erster und zweiter Klasse geben. „Nur wenn es uns gelingt, diesen Konflikt der räumlich und zeitlich auftretenden Überfüllung der Straßen, Parkplätze und Sehenswürdigkeiten, darin eingeschlossen auch so mancher Gipfel und Berghütte, zu lösen, werden wir als attraktive Region für Tourismus und Standort mit hoher Lebensqualität wahrgenommen,“ erklärte Zinnecker.