Der Bergsommer 2020 wird in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung: Wanderer müssen aufgrund der Corona-Situation mit teilweise erheblichen Einschränkungen auf Berghütten und Almen rechnen, Hüttenwirte haben strenge Auflagen bei Beherbergung und Bewirtung zu erfüllen und Nationalpark-Mitarbeiter sorgen sich um die Einhaltung der Regeln zum Schutz der sensiblen Natur.
„Auf unseren Berghütten gibt es in diesem Sommer eine strikte Reservierungspflicht“, betont Beppo Maltan, Leiter der Alpenvereinssektion Berchtesgaden. „Wer keine Reservierung hat, sollte die Hütten zu Übernachtungszwecken gar nicht erst aufsuchen. Wer trotzdem kommt, wird abgewiesen. Daran führt leider wegen der Auflagen kein Weg vorbei“. Und auch die wenigen, die eine Hüttenreservierung haben, müssen mit Einschränkungen rechnen: Es muss jeder Wanderer seinen eigenen Schlafsack mitbringen, ein Hüttenschlafsack allein reicht nicht. Mundschutz ist nach Anweisung zu tragen und die aktuellen Abstandsregeln müssen eingehalten werden – auch in den Schlafräumen. Aufgrund der Auflagen zum Infektionsschutz darf sich in den Hütten nur eine begrenzte Anzahl von Gästen aufhalten. Notlager und Winterräume sind in diesem Sommer auf allen Alpenvereinshütten geschlossen. Tagestouren in entlegene Gebiete sollten daher gut geplant und nur bei guter Kondition und entsprechenden Witterungsbedingungen durchgeführt werden.
Übernachtung im Zelt nicht möglich
Ein Ausweichen auf das Zelt ist im Nationalpark Berchtesgaden keine Alternative, denn im Schutzgebiet ist das Campieren streng verboten. „Die Aufgabe des Nationalparks ist der Schutz unserer sensiblen Natur rund um Watzmann und Königssee. Und dazu zählt auch die Kontrolle des Campingverbots“, stellt Nationalparkleiter Dr. Roland Baier klar. Der Nationalparkleiter hat zwar Verständnis für den großen Freiheitsdrang der Menschen nach den coronabedingten Ausgangsbeschränkungen, „aber trotzdem darf unser Schutzgebiet in diesem Sommer nicht unter illegalen Übernachtungen und Lagerfeuern leiden.“ Genährt wird diese Besorgnis durch die große Zahl anrufender Urlauber, die lapidar feststellen, dass sie bei fehlenden Unterkunftsmöglichkeiten im Nationalpark „einfach ein Zelt mitbringen“. Diese Sorge teilen auch zahlreiche Einheimische und Hüttenwirte, die entsprechende Bedenken an die Nationalparkverwaltung herangetragen haben. In Zusammenarbeit mit der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins und der Polizei werden die Nationalpark-Ranger daher ab sofort verstärkt Kontrollen im gesamten Nationalparkgebiet durchführen. „Vor allem in den Abend- und Morgenstunden werden wir unterwegs sein, auch im Hochgebirge“, kündigt Baier an. Wer sich nicht an die Regeln hält, dem drohen entsprechend hohe Bußgelder.
Grüne Grenze
Darüber hinaus gibt DAV-Sektionsvorstand Beppo Maltan zu bedenken, dass ein Grenzübertritt zwischen Deutschland und Österreich derzeit nur berechtigten Personen erlaubt ist, die entsprechende Papiere mit sich führen. Dies gilt auch für die „grüne Grenze“ in den südlichen Bereichen des Nationalparks. Unberechtigte Grenzübertritte können hohe Bußgeldforderungen der Behörden nach sich ziehen. „Ob nur ein Tagesbetrieb oder auch Übernachtungen auf den Hütten möglich sein werden, hängt von den Richtlinien der jeweiligen Hütte ab“, betont Maltan. „Besucher müssten sich unbedingt vor Beginn ihrer Tour über die entsprechenden Rahmenbedingungen auf der jeweiligen Hütte informieren“. Außerdem rät Beppo Maltan in der aktuellen Situation dringend von den beliebten Wanderungen von Hütte zu Hütte ab: „Stellen wir uns nur mal vor, was passiert, wenn ein mit dem Coronavirus infizierter Gast auf mehreren Hütten übernachtet hat. Und nach seiner Rückkehr wird er krank. An die Folgen für die Hüttenbetreiber möchte ich gar nicht denken“. Seine Empfehlung: Eine oder mehrere Übernachtungen auf derselben Hütte müssen heuer einfach reichen. „Es kommen auch wieder bessere Zeiten, aber in diesem Sommer sollten wir alle vernünftig sein“, so der Sektionsleiter.
Damit Wanderer und Bergsteiger von den Auflagen Kenntnis haben, werden an allen Wanderparkplätzen und Nationalpark-Eingängen in Kürze großformatige Schilder angebracht. „Freilich, das wird ein herausfordernder Bergsommer für uns alle. Aber nehmen wir doch bitte alle Rücksicht aufeinander und auch auf unsere sensible Hochgebirgs-Natur. Wir haben in Deutschland nur diesen einen Alpen-Nationalpark. Wenn sich jeder heuer ein wenig zurücknimmt, dann kommen wir hoffentlich schnell aus der Krise heraus und können im kommenden Jahr wieder einen Bergsommer erleben, wie wir ihn kennen und lieben“, appelliert Dr. Roland Baier an alle Besucher des Nationalparks und der Region.
Aktuelle Informationen gibt es unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de sowie unter www.dav-berchtesgaden.de.