Die Zeit des Lockdowns und der schrittweisen langsamen Öffnungen hat insbesondere die Hüttenwirte in Bayern schwer getroffen. Bedingt durch Hygiene- und Abstandsregeln war speisen und übernachten für Gäste kaum möglich. Nun gibt es Vereinfachungen.
Seit 17. Juni gilt: Auf allen Hütten in Bayern dürfen bis zu zehn Personen aus unterschiedlichen Hausständen – ohne Mindestabstand – in einem Schlaflager oder Zimmer übernachten und gemeinsam die sanitären Einrichtungen nutzen. Auch Tagesgäste profitieren von dieser Regelung: Nun können auch größere Gruppen wieder gemeinsam an einem Tisch sitzen – und zwar ebenfalls ohne Mindestabstand. Allerdings: Die Zusammensetzung der Gruppe darf nicht wahllos erfolgen. Die Gruppe muss zusammen reserviert haben oder gemeinsam eine Tour unternehmen, zum Beispiel im Rahmen einer Sektionsveranstaltung.
„Dieser Schritt in Richtung einer neuen Normalität ist wirklich wichtig“, sagt DAV-Präsident Josef Klenner. „Jetzt können viele Hütten wieder öffnen und ihre Funktion als Schutzhütten erfüllen.“ Mit den bisherigen Beschränkungen sei es für einige Hüttenwirte unmöglich gewesen, den Übernachtungsbetrieb aufzunehmen. Von der Regelung, dass maximal zwei Hausstände in einem Raum übernachten durften, waren insbesondere die ganz einfachen, hoch gelegenen und alpinistisch wichtigen Hütten betroffen. Diese Hütten verfügen oft nur über größere Matratzenlager. „Wir sind uns der großen Verantwortung für einen sicheren und gesunden Bergsport bewusst. Deshalb stehen der Bundesverband, die Sektionen und die Hüttenwirte im ständigen Austausch darüber, wie wir die behördlichen Vorgaben auf den Alpenvereinshütten bestmöglich umsetzen können.“
Durch die weitere Normalisierung des Hüttenbetriebs erwartet der Präsident auch eine Entspannung für die Natur: „Uns haben in den letzten Wochen viele beunruhigende Nachrichten erreicht, dass Bergwiesen zu weitläufigen Picknickplätzen umgewandelt werden und mehr und mehr Leute verbotenerweise mit Zelt in die Berge ziehen. Die Öffnung der Grenzen und die weitere Erhöhung der Hütten-Kapazitäten wird diesen Nutzungsdruck reduzieren, davon bin ich überzeugt“, so der Präsident. Die Übernachtung auf einer Hütte sei immer noch die umweltverträglichste Möglichkeit, eine Nacht in den Bergen zu verbringen.
Selbstversorgung auf Hütten – ein Appell
„Alpenvereinsmitglieder dürfen sich auf unseren Hütten selbst versorgen, daran ändert sich auch in Coronazeiten nichts“, so DAV-Vizepräsident Roland Stierle. Allerdings haben Hüttenwirtsleute in diesem Jahr mit ganz besonderen Belastungen zu kämpfen: zum einen stehen in den meisten Hütten nur verringerte Übernachtungskapazitäten zur Verfügung, zum anderen haben die Hüttenwirtsleute einen sehr viel höheren Aufwand, da zum Beispiel die Waschräume nach jeder Gruppe wieder gereinigt werden müssen. „Wir regen unsere Mitglieder deshalb dazu an, in diesem Jahr möglichst auf die Selbstversorgung zu verzichten und stattdessen die Speisen und Getränke auf der Hütte zu bestellen“, so der Vizepräsident. Auf diese Weise unterstütze man die Wirtsleute in dieser schwierigen Zeit am besten.
Quelle: DAV